Sie gehört eindeutig zu der Crème de la Crème der Fotografen. Die Stuttgarter Top-Fotografin Monica Menez versteht es Emotionen zu transportieren, Gefühle, Reaktionen zu wecken. Sie erzählt gekonnt Geschichten mit der Kamera. Ihren Schwerpunkt hat sie auf Fashion und Art gesetzt und in der Tat sind ihre Fotowerke hochwertige künstlerische Bild- und Filmwerke.
Elle:
Die Bildersprache ist ein wichtiges visuelles Element, um Emotionen auszudrücken und zu betonen. Sie verstehen es, Erotisches anspruchsvoll mit dem richtigen Gespür für Ästhetik und Sexappeal zu präsentieren. Dazu gehört auch die körperliche Attraktivität des Models. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihr(e) Model/s aus?
Monica Menez:
Die Models, mit denen ich arbeite, müssen wandelbar sein und im Idealfall schauspielerisches Talent mitbringen. Außerdem sollten sie Lust haben, Ungewöhnliches vor der Kamera zu tun. Rein vom Aussehen her bevorzuge ich den femininen Typus.
Elle:
Wie sehen Sie die zunehmende Sexualisierung der Massenmedien und wie wichtig ist es als Fotograf/Filmer mit anspruchsvollen erotischen Werken sich von dem Herkömmlichen abzugrenzen, zu differenzieren und wie schafft man dies?
Monica Menez:
Es stimmt schon: „Sex sells“ funktioniert. Das sehe ich auch an meinen eigenen Arbeiten – „Precious“ (mein erotischter Modefilm) wurde knapp 3 Millionen mal angeklickt. Die Darstellung von Sexyness bestimmt aber nicht meine Arbeit, sie ist nicht das Thema. Erotik und Sexualität sind lediglich Bestandteile, mit denen ich spiele: So ist es für mich möglich, bizarre Situationen und Szenerien zu erschaffen, in denen Humor, Fetisch und Komik gleichermaßen zur Geltung kommen.
Elle:
Ist der heutige erfolgreiche Fotograf eher Künstler als Techniker?
Monica Menez:
Er ist ganz klar beides. Es ist einerseits wichtig, die Technik zu beherrschen, besonders im beruflichen Alltag. Falls beispielsweise während der Arbeit technische Probleme auftreten, muss ich als Fotograf diese auch schnell beheben können. Insofern ist eine fundierte technische Ausbildung essentiell. Mindestens ebenso wichtig ist es aber, kreativ zu sein, einen eigenen Stil zu entwickeln – und natürlich ein gutes Selbst-Marketing auf die Beine zu stellen.
Elle:
Sie sind auch eine vielfach ausgezeichnete Fashionfilm-Regisseurin. Zuletzt gewannen Sie beim Madrid Fashion Film Festival für ihren Film „Hors d`Oeuvre“ die Auszeichnung als „Best Fashion Film International 2013“ und „Best Art Direction 2013“. Der Film ODDITORY wurde ebenfalls für den Award „Best Fashion Film International“ nominiert. Des Weiteren saß kein geringerer als Top-Fotograf Eugenio Recuenco in der Jury. Was war zuerst, die Fotografie oder der Film. Ist beides eine Sache für sich oder eher eine Ergänzung?
Monica Menez:
Ich komme ursprünglich aus der Fotografie. Nach einer Ausbildung bei einem Werbefotografen arbeitete ich einige Jahre als Pressefotografin. Dann begann ich, für diverse Magazine Editorial-Modestrecken zu fotografieren. 2002, als ich immer mehr Aufträge von Modelabels bekam, entschied ich mich schließlich dazu, als reine Modefotografin zu arbeiten. Dass ich zum Film gekommen bin, war eher Zufall und aus der Not heraus geboren. Ich arbeitete gerade an meinem Fotoprojekt „Precious“. Nach unzähligen Shootings wurde mir klar, dass ich mit fotografischen Mitteln meine Geschichte nicht rüberbringen kann. Also beschloß ich einen Film zu drehen, auch, weil ich das Projekt abschließen wollte. Das Ergebnis gefiel mir dann so gut, dass ich diese Art der Arbeit seitdem fortführe. Ob ich mich bei einem Projekt für Fotografie oder Film als Medium entscheide kommt immer ganz auf die Idee an, die ich umsetzen möchte. Darum würde ich auch sagen, dass beides eine Sache für sich ist.
Elle:
Die Wahl der Models/Darsteller, des Sets, das Styling, die Dekoration, die Story und welche Emotionen darzustellen sind, das alles bildet ein Ganzes, ist untrennbar. Was inspiriert Sie, wie ist Ihre Vorgehensweise? Fotografieren und filmen Sie mit einer konkreten Vorstellung im Kopf oder wird auch experimentiert?
Monica Menez:
Ich lasse mich von den verschiedensten Dingen inspirieren, egal ob Musik, Film oder bildende Kunst. Auch ein Kleidungsstück kann sehr inspirierend sein. Wobei Musik mich sicherlich am meisten beeinflusst und beeindruckt – speziell seltsam klingende, außergewöhnliche Musik. Generell bin ich sehr experimentierfreudig und liebe es, zu improvisieren. Allerdings ist es mittlerweile so, dass mindestens 70% der Arbeitsabläufe bereits feststehen, bevor ich mit der Arbeit am Set beginne. So bewahre ich mir immerhin noch ein wenig Raum für Spontaneität. Beim Filmen ist es so, dass alles im Vorfeld sehr detailliert und sorgfältig vorbereitet ist, inklusive Storyboard. Hier ist der Raum für Improvisation sehr gering.
Elle:
Bei Commercials ist durch Vorgaben die kreative Freiheit eingeschränkt. Welchen Weg gehen Sie, um Ihre Ideen umzusetzen und dennoch die Wünsche des Auftraggebers zu berücksichtigen?
Monica Menez:
Bei kommerziellen Auftragsarbeiten kommt es immer auf den Kunden an. Wenn er möchte, dass ich mich persönlich mit kreativen Ideen einbringe, bekommt er diese natürlich sehr gerne von mir. Es bringt aber nichts, einem Kunden meine Vorstellungen aufzuzwängen, wenn er bereits selbst sehr konkrete Vorstellungen hat. Das ist aber absolut kein Problem für mich. Meine Kreativität kann ich zu 100% in meinen eigenen Projekten ausleben.
Elle:
Welchen Stellenwert haben freie Arbeiten für Sie und gibt es ein aktuelles Projekt, worüber wir schon heute ein klein wenig erfahren dürfen?
Monica Menez:
Freie Arbeiten sind absolut wichtig, sie sind für mich sowohl Spielwiese für meine Kreativität als auch Ausgleich. Hier kann ich mich ausprobieren und meine Ideen genau so umsetzen, wie ich sie mir erdacht habe. Für 2014 plane ich einen neuen Modefilm sowie zwei Fotostrecken – weitere Details möchte ich aber noch nicht verraten, da sonst der Überraschungseffekt verloren gehen könnte – und der ist mir immer sehr wichtig!
Elle:
Sicherlich passieren im Fotografen Alltag oft auch Nichtalltägliches. Was war Ihr schönstes und was war ihre anstrengendestes Erlebnis?
Monica Menez:
Bei eigenen Projekten ist es das schönste Erlebnis, wenn ich meine Ideen in die Realität umsetzen kann und sie genauso funktionieren wie ich es mir vorgestellt habe. Schlimm sind alle Sachen die bei einem Shooting/Dreh für unnötigen Stress sorgen, etwa wenn ein Model den Flug verpasst hat und man schnell Ersatz suchen muss.
Elle:
Gibt es für Sie ein Lebensmotto oder ein Zitat, welches Ihre Lebenseinstellung am besten umschreibt?
Monica Menez:
„Das wird das Jahr der Jahre“. Ich gehe einfach immer davon aus, dass das gerade neu begonnene Jahr großartig wird.
[…] ihre Liebe zur inszenierten Fotografie entdeckte. Seit 2010 dreht sie auch Fashion Filme, darunter PRECIOUS, ODDITORY, THE JOURNEY und BELLO. Im Coultique-Interview mit Monica Menez könnt Ihr mehr über sie […]