In Schubladen spazieren „Was ist das eigentlich für einer, der hier im Park die Pfandflaschen sammelt?“ – „Wie ist er in diese Situation gekommen?“ Diese oder ähnliche Fragen gehen mir durch den Kopf, wenn ich Obdachlose sehe. Sie sind den Blicken, Gedanken und Phantasien der Passanten ausgeliefert und werden gerne in Schubladen gesteckt, betitelt mit „Pechvogel“ oder schlimmerem. Gleichzeitig würden viele bestimmt gerne mehr über diese Menschen wissen, trauen sich aber nicht zu fragen. Das geht zumindest mir so.
Die geheimnisvolle Welt der Straße
Deshalb war ich sehr dankbar, als ich gefragt wurde, ob ich bei dem Projekt „Gesichter der Straße“ als Fotograf und Designer mitmachen wolle. Ich sagte schnell zu und sah darin eine große Chance, einen Einblick in diese geheimnisvolle Welt der Straße zu bekommen. Insgesamt wurden 16 Menschen portraitiert. In Interviews (geführt von Mitarbeitern der Bahnhofsmission Darmstadt) konnten sie ihre persönliche Sichtweise beschreiben.
Stars vor der Linse
Wohnungslose sind oftmals bekannte Stadt-Gesichter. Es sind Charaktermenschen. Menschen mit Geschichten, die bewegen und Emotionen auslösen. Im Prinzip wie berühmte Filmschauspieler. Meine Absicht war es, diese Menschen so zu fotografieren, als hätte ich Stars vor der Linse. Würdevoll, nah dran, der Fokus auf den Augen und den Ausdruck, fotografiert in ihrem Alltag, mit natürlichem Licht. Und es waren wirklich Stars vor der Linse. Ich war überrascht über die Gelassenheit und wie großartig sie auf den Bildern wirkten.
Lebenskünstler
Ich verstehe diese Welt der Straße jetzt ein bisschen besser, und ich habe großen Respekt davor. Es ist eine harte Welt. Kalt, rau, ungemütlich. Ihre Bewohner sind alles wunderbare Lebenskünstler. Das, was sie durchgemacht haben, hat sie stark gemacht, aber auch verwundbar. Deshalb haben sie es verdient, dass man sie mit freundlichen Augen anschaut und Verständnis zeigt. Es kann jeden erwischen.
Danke
Ich bin dankbar, dass ich mit diesen Menschen arbeiten durfte, und dass sie mir das Vertrauen gegeben haben, einen Augenblick ihres Lebens zu portraitieren.
Das Projekt steht unter Trägerschaft des Diakonischen Werkes Darmstadt-Dieburg und wird von der Bahnhofsmission Darmstadt durchgeführt.
Steffen Kraft, Fotograf, Diplom-Designer und Mitbegründer der Werbeagentur kraft&adel.
Facebook-Seite des Projekts: „Gesichter der Straße“
Ausstellungen in der Zeit vom 30.11. bis 11.12.2015:
Darmstadtium Wissenschafts- und Kongresszentrum
Schlossgraben 1,
Darmstadt
Öffnungszeiten: Mo. bis Do. 09.00 – 18.00 Uhr Fr. 09.00 – 16.00 Uhr
Vernissage: 30. November 2015 um 17 Uhr
Evangelische Stadtkirche
An der Stadtkirche 1,
64283 Darmstadt
Öffnungszeiten:
Mo. und Sa. 09.00 – 12.00 Uhr
Di. bis Fr. 09.00 – 16.00 Uhr
FoyerGalerie des Stadthauses III
Frankfurter Str. 71,
Darmstadt Öffnungszeiten:
Mo. bis Do. 06.30 – 18.00 Uhr
Fr. 06.30 – 15.00 Uhr