“Die Welt ist schon grau genug, da kann ein wenig Farbe nicht schaden!, nach dem Motto kann man sich das Handeln und Denken der Fotografin Andrea Fleckenstein vorstellen, dass es sie dann gerade in unsere graue Hauptstadt verschlagen hat, muss Schicksal sein. Doch dank ihrer Philosophie bringt sie auch ein wenig Farbe in das dicke B und heute auch in Coultique mit ihrem “Be Coultique”-Interview.
Elle:
Du stammst aus dem Unterfränkischen, genauer gesagt aus Würzburg und wohnst heute in Berlin-Friedrichshain. Vom Bocksbeutel zum Berliner Weisse, wie sieht es mit anderen landestypischen Spezialitäten aus, kann man Dich auch überregional buchen?
Andrea Fleckenstein:
Selbstverständlich kann man das. Im Herzen bin und bleibe ich eine Unterfränkin. Meine gesamte Familie lebt nach wie vor in und um Würzburg und schon deshalb zieht es mich alle paar Wochen in die Heimat. Im Vergleich zum Großstadttrubel ist es fast immer wie ein bisschen Urlaub dann Zuhause – alles ein wenig ruhiger, nicht so hektisch und anonym. Nach Berlin hat es mich ursprünglich für mein Masterstudium in Psychologie verschlagen, eigentlich wollte ich nie in die Hauptstadt…sie war mir einfach zu gehypt :D mittlerweile habe ich die bunte, laute Stadt wirklich lieben gelernt.
Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der gerne viel unterwegs ist und andere Städte und Länder kennenlernt. Man kann man mich also gern kreuz und quer in Deutschland buchen.
Elle:
Deine Devise lautet: “Versuche die Welt mit Fotografie ein bisschen bunter zu machen!” Wie fing es bei Dir mit der Fotografie an, war und ist es für Dich auch eine Möglichkeit aus dem oftmals nicht leichten Alltag oder dem Alltagstrott zu entfliehen?
Andrea Fleckenstein:
Ich würde es gar nicht entfliehen nennen. Ich bin ein großer Fan von Farben und die Gefühle, die man mit ihnen vermitteln kann. Egal ob positiv assoziierte oder negative. Sie müssen etwas im Betrachter auslösen, dann habe ich mein Ziel erreicht. Die Welt ist schon grau genug, da kann ein bisschen Farbe nicht schaden. Mit einem kleinem Farbklecks wirkt doch alles gleich viel fröhlicher.
Elle:
Deine Fotografien haben eine besondere Gefühlstiefe, Romantik und Emotionen spiegeln sich in Deinen Bildern wider. Wie würdest Du Deinen heutigen Stil beschreiben und was ist Dir besonders wichtig in Deine Bilder zu transportieren?
Andrea Fleckenstein:
Ich frag mich ehrlich gesagt immer ob ich denn schon einen erkennbaren Stil habe. Persönlich finde ich das ja gar nicht. Ich glaube, es braucht noch ein paar Jahre bis man wirklich erkennt, dass es ein „Fleckenstein“ ist ;).
Bei meinen Bildern war es mir von Anfang an wichtig, dass ich Menschen nicht verändere oder verstelle. Ich möchte ihre Persönlichkeit darstellen und nicht das von der heutigen Gesellschaft geforderte Idealbild kreieren. Bei mir wird niemand dünner oder dicker gemacht. Die berühmte Photoshopfunktion „Verflüssigen“ findet in meiner Bearbeitung keine Beachtung.
Elle:
Wie siehst Du die technische Entwicklung in den letzten Jahren?
Andrea Fleckenstein:
Begonnen habe ich ganz simpel nur mit Kamera, einer Festbrennweite und Model. Mit der Zeit tastet man sich dann vorwärts. Man begann mit Licht zu spielen, Hilfsmittel wie Reflektoren einzusetzen und auch die Zusammenarbeit mit Hair und Make-up Artisten zu suchen, um sich weiterzuentwickeln. Auch die Wahl der Locations verändert sich immer wieder: So habe ich lange beinahe ausschließlich Outdoor gearbeitet, taste mich aber aktuell auch an die Studiofotografie mehr und mehr heran. Eine technische Entwicklung ist meines Erachtens ein stetiger Prozess, der sich nicht großen Anschaffungen widerspiegelt, sondern oft in kleinen Tricks und Veränderung mit dafür umso größerer Wirkung. Ich bin gespannt, wie und was noch alles sich in den nächsten Jahren verändern wird.
Elle:
Was schätzt Du an Deiner Tätigkeit als Fotografin und auf welchen Part könntest Du gut und gerne verzichten?
Andrea Fleckenstein:
Ein wohl spannendster Teil der Fotografie ist die Möglichkeit unglaublich viele unterschiedliche Menschen kennenlernen zu dürfen. Durch die Interaktion mit verschiedenen Menschen sind Shootings nie vergleichbar und es entstehen oft Situationen, die ganz besondere Bilder ermöglichen. So kann aber auch natürlich eine Zusammenarbeit mal nicht so perfekt laufen, denn Menschen sind nun mal fehlbar. Für mich ist aber genau diese Interaktion etwas, was für mich die Fotografie so spannend macht.
Selbstverständlich gibt es auch immer mal wieder Situation, die man gern meiden möchte. Zuverlässigkeit, Professionalität und ein zudem freundlicher und respektvoller Umgang sind für mich wichtige Tugenden, die aber leider nicht von allen gepflegt werden. Man begegnet immer wieder Neid und Missgunst gerade auch unter Kollegen. Das finde ich sehr schade, wollen wir doch letztlich eigentlich uns alle nur ein wenig mehr mit der Sprache unserer Bilder selbstverwirklichen.
Elle:
Wenn du komplett frei Klient, Location, Model und Team wählen könntest, wie würde dieses Shooting aussehen?
Andrea Fleckenstein:
Für mich gibt es nicht dieses EINE Shooting. Meine Ideen entstehen immer wieder neu. Die Jahreszeit, persönliche Stimmungen und Erfahrungen und auch Eindrücke aus dem Umfeld beeinflussen einen ja permanent neu. Sicherlich habe ich noch die ein oder andere Idee im Kopf, aber auch die werden sich immer wieder neu formen und dann auch umgesetzt. Gerade wäre mir beispielsweise einfach danach mein Auto voll mit Klamotten zu packen, mir ein Model zu schnappen und loszufahren, um neue Shootinglocations zu suchen und Sachen auszuprobieren. Es braucht meiner Meinung nach nicht zwangsläufig ein großes Set, berühmte Models und und und, um ein ganz besonderes Bild entstehen zu lassen. Vielmehr sind Spontanität und Spaß an der Sache mindestens genauso wichtig.
Elle:
Herzlichen Dank für das Interview!
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